Wilhelm Backhaus (de) biography
Date of birth : 1884-03-26
Date of death : 1969-07-05
Birthplace : Leipzig, Deutschland
Nationality : Deutscher
Category : Historian personalities
Last modified : 2011-10-17
Credited as : Pianist, ,
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Wilhelm Backhaus wurde 1891 Schüler bei Alois Reckendorf und besuchte von 1894 bis 1899 das Leipziger Konservatorium, wo er weiter Klavier bei Reckendorf sowie Komposition bei Salomon Jadassohn studierte. Neben Klavier studierte er dort auch Violine und Kontrapunkt. Ab Herbst 1899 war er kurzzeitig Schüler von Eugen d’Albert in Frankfurt am Main. Seine Klavier-Studien setzte er bei Alexander Siloti fort.
Seine wohl ersten öffentlichen Auftritte überhaupt hatte er in seiner Geburtstadt Leipzig, den einen schon mit 12 Jahren und dann wieder im Alter von 14 Jahren: beim II. Philharmonischen Konzert des Winderstein-Orchesters im Oktober 1898 begeisterte er das Publikum in der überfüllten Alberthalle mit Mozart, Liszt, Chopin. In Darmstadt folgten dann seine wohl ersten auswärtigen öffentlichen Auftritte: am 20. November 1899 beeindruckte er im Darmstädter Saalbau ua. mit seiner Interpretation von Beethovens Klavierkonzert Nr. 4 in G-dur, und schon am 29. März 1900 folgte dann das zweite Konzert in der Großherzoglich-Hessischen Residenz (in der er dann von 1911 bis 1915 sogar wohnte). Ebenfalls im Jahre 1900 kam es zur Reise nach London und damit zum Beginn der Welt-Karriere. Im Jahr 1905 gewann er den ersten Preis beim Anton-Rubinstein-Wettbewerb in Paris, der zweite Preis ging an Béla Bartók. In diesem Jahr wurde er Professor am Royal College in Manchester; dieses Amt gab er nach einem Jahr wieder auf. Von 1905 bis 1908 gab er „Ferien-Meisterkurse“ am fürstlichen Konservatorium Sondershausen. 1925/26 unterrichtete Backhaus am Curtis Institute of Music in Philadelphia (USA).
Mit seiner Ehefrau siedelte Backhaus 1930 in die Schweiz nach Bioggio bei Lugano über, lebte dort in der Villa Wellingtonia an der Via Giuseppe Mazzini und nahm 1931 die Schweizer Staatsbürgerschaft an, wirkte aber trotzdem weiter in Deutschland.
Nach der „Machtergreifung“ der Nationalsozialisten lernte er spätestens im Mai 1933 Adolf Hitler persönlich kennen, den er auf einen Flug nach München begleitete. Im selben Jahr wurde er Präsidialbeirat der Kameradschaft der deutschen Künstler. 1936 machte Backhaus zur Reichstagswahl am 29. März in der Zeitschrift Die Musikwoche in der Rubrik Im Namen der Solisten Wahlreklame: „Niemand liebt die deutsche Kunst und insbesondere die deutsche Musik glühender als Adolf Hitler ...“ Einen Monat später wurde Backhaus am 20. April von Hitler zum Professor ernannt und im September desselben Jahres von Hitler als Ehrengast zum Reichsparteitag geladen. 1938 war Backhaus auch Reichskultursenator.
Backhaus tat sich als Beethoven- und Brahms-Interpret hervor. Seine Fähigkeit, Werke mühelos zu transponieren, gilt als außergewöhnlich. Die Londoner „Times“ rühmte ihn 1969 in einem Nachruf als den „größten überlebenden Vertreter der klassischen deutschen Musiktradition, wie sie im Konservatorium seiner Geburtsstadt Leipzig gepflegt wurde“.
Backhaus machte 1909 mit dem Grieg-Klavierkonzert die erste Gesamtaufnahme eines Konzertwerkes überhaupt. Er war auch der erste Pianist, der 1927, die vollständigen Chopin Etüden einspielte (diese gelten bis heute als eine der besten Interpretationen dieser Werke). Er galt bis ins hohe Alter als zuverlässiger Konzert- und Studiointerpret. Zu seinen bekanntesten und bedeutendsten Einspielungen gehören die 32 Beethoven-Sonaten für die britische Decca, die erste Einspielung in Stereo (ausgenommen die „Hammerklaviersonate“ Nr. 29 B-Dur op. 106 in Mono), die den Preis der Deutschen Schallplattenkritik erhielt und bis heute als in Teilen unübertroffen gilt.
Die Radioaufzeichnung seines letzten Konzerts erfolgte in der Stiftskirche in Ossiach, Kärnten am 28. Juni 1969. Backhaus musste nach einem Schwächeanfall das ursprüngliche Programm ändern und spielte anstelle des letzten Satzes der Sonate Nr. 18 von Beethoven zwei Fantasiestücke von Schumann und das Impromptu in As-Dur von Schubert.
Seine Grabstätte befindet sich auf dem Kölner Melaten-Friedhof.
Trivia
- Wilhelm Backhaus spielte in den 70 Jahren seiner Konzerttätigkeit mehr als 4000 mal vor Publikum.
- Über den Dirigenten Karl Böhm witzelte Backhaus 1967, während der Proben eines Brahms-Konzertes, „Dieser Kerl spielt Brahms ziemlich gut für sein Alter“, Böhm war zu diesem Zeitpunkt 73 Jahre alt und damit gut zehn Jahre jünger als Backhaus.
- Bei einer Aufführung des Klavierkonzertes a-Moll von Edvard Grieg stellte Backhaus fest, dass der Flügel einen halben Ton zu tief gestimmt war, und spielte das Konzert einfach in b-Moll.